Verein zur Förderung agrar- und
stadtökologischer Projekte e. V.

20 Jahre Förderung der Agrarökologie und Stadtökologie

Vor 20 Jahren, zu Beginn der 1990er Jahre, prägten dramatische Veränderungen und Umwälzungen die Wissenschaftslandschaft Berlins. Das Zusammenwachsen der akademischen Sektoren West- und Ostberlins war von Evaluierung, "Abwicklung", Anpassung und Erneuerung gekennzeichnet. In dieser Zeit des Umbruchs entstanden neue Ansätze, Forschung und Entwicklung zu betreiben und zu finanzieren. Während zahlreiche dieser Modelle inzwischen wieder von der Bildfläche verschwunden sind, blicken das Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte an der Humboldt-Universität zu Berlin (IASP) und sein Träger, der Verein zur Förderung agrar- und stadtökologischer Projekte e. V. (A.S.P.), auf eine zwei Dekaden währende erfolgreiche Entwicklung von Forschungsarbeit zurück.

Der A.S.P. wurde Anfang 1992 gegründet und noch im Gründungsjahr als gemeinnütziger Verein anerkannt. Er führte verbliebene Forschungskapazitäten, abzuschließende Graduierungsarbeiten und bestehende internationale Verträge aus der Sektion Nahrungsgüterwirtschaft der Humboldt-Universität zu Berlin auf den Gebieten der Betriebswirtschaft und der Agrarökologie sowie neue Forschungsansätze zur Stadtökologie in einer selbstständigen Projektgruppe zusammen. Diese und der Verein erarbeiteten mit aktiver Unterstützung durch die akademischen Gremien der Humboldt-Universität (HU) sowie in enger Abstimmung mit der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät ein neues Kooperationsmodell für Forschung und Entwicklung in Form eines so genannten Instituts "an" der Hochschule. Diesem zugrunde liegt der Ansatz, Grundlagenforschung schneller in die Praxis überführen, anwendungsorientierter forschen und die Ergebnisse eher marktorientiert anbieten zu können. Dies ist durch privat finanzierte Träger zu organisieren, die in einem besonderen Verhältnis zur Universität stehen. Forschungsprojekte sind also ohne jede Grundfinanzierung frei zu erwirtschaften und damit Arbeitsplätze für kreatives Forschungspersonal zu sichern bzw. neu zu schaffen. Haben sich die Quellen der Finanzierung für diese Forschungsvorhaben im Laufe der zwei Jahrzehnte auch verändert, so hat sich das Grundmodell jedoch bewährt: eine Mischung aus öffentlicher Förderung für Forschungsprojekte über staatliche Förderprogramme bzw. Stiftungen einerseits und aus wirtschaftlich finanzierten Forschungsaufträgen von privaten Unternehmen und Körperschaften andererseits. Aus der Projektgruppe "Agrarökologie-Stadtökologie" des A.S.P. wurde am 01.01.1996 auf Beschluss des Akademischen Senats der HU das Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte an der Humboldt-Universität zu Berlin (IASP), ein so genanntes "An-Institut" der HU im Sinne von § 85 des Berliner Hochschulgesetzes (BerlHG) als Verkörperung der engen Kooperation zwischen HU und A.S.P.

Satzungsgemäßer Zweck des Vereins ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung insbesondere auf den Gebieten der Agrar-, der Ernährungs- und der Umweltwirtschaft. Fachliche Schwerpunkte bilden die agrare und urbane Ökologie, Umweltschutz, Siedlungsräume, nachhaltige Stoffkreisläufe sowie gesunde und sichere Lebensmittel. Der A.S.P. erfüllt seine Aufgaben insbesondere durch die Realisierung von Forschungsvorhaben, wissenschaftlichen Veranstaltungen und Publikationen zur Verbreitung der auf den genannten Gebieten gewonnenen Erkenntnisse sowie durch die Vergabe von Forschungsaufträgen und Stipendien. Der A.S.P. fungiert als rechtlicher und wirtschaftlicher Träger des IASP, einer interdisziplinär arbeitenden Forschungseinrichtung ("An-Institut") mit Brückenfunktion zwischen theoretischer, universitärer Grundlagenforschung und praktischer, unternehmerischer Anwendung.

Forschung und Transfer

Seit seiner Gründung hat der A.S.P. mehr als 170 Forschungs- und Entwicklungsprojekte realisiert, unter ihnen drei EU-Projekte im Rahmen des 6. Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Kommission. Hinzu kommen u. a. 35 Vorlaufforschungsprojekte, ca. 50 wissenschaftliche Studien und Gutachten sowie 39 Transferprojekte, was die erfolgreiche Arbeit des Vereins an der Schnittstelle Universität - Unternehmen unterstreicht. Das Vereinsinstitut IASP betreibt inzwischen sechs gut ausgestattete experimentelle Labore (Biogaslabor, Bodenatmungs-Messtechnikum, Lebensmittellabor, 3 nasschemische Labore). 2010 übernahm der A.S.P. von der Humboldt-Universität zu Berlin die Bewirtschaftung und die Nutzung der traditionsreichen landwirtschaftlichen Versuchsstation in Berge (Havelland). Damit erschloss sich der Verein ganz neue Möglichkeiten der Förderung von Wissenschaft, Forschung und Know-how-Transfer auf dem Gebiet der Agrarökologie.

Beschäftigungssicherung und Nachwuchsförderung

Im Durchschnitt der Jahre beschäftigte der A.S.P. kontinuierlich ca. 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hinzu kommt eine große Zahl an Doktoranden, Forschungsstudenten, Diplomanden, Master- und Bachelor-Studenten sowie Praktikanten, welche am Vereinsinstitut aktiv waren und dabei einen wichtigen Teil ihrer Ausbildung bzw. Graduierung absolvierten. Allein auf der Versuchsstation in Berge konnten seit 2010 sechs internationale Praktikanten aus Frankreich, Kroatien, Mazedonien und Serbien in mehrmonatigen Aufenthalten umfangreiche Kenntnisse zu Ackerbau, Landtechnik und Versuchswesen erwerben. Für die Finanzierung von Stipendien für zahlreiche Nachwuchswissenschaftler wandte der Verein seit 1999 ca. 450.000 € auf.

Publikationen und Öffentlichkeitsarbeit

Ein wichtiges Kriterium der gemeinnützigen Arbeit des A.S.P. sind die umfangreichen Aktivitäten zur Veröffentlichung der Ergebnisse eigener Forschungs- und Entwicklungsarbeit. In den 20 Jahren seit seiner Gründung hat der Verein mehr als 40 Wissenschaftliche Konferenzen, Tagungen und Workshops selbst veranstaltet bzw. maßgeblich mit organisiert. Die Mitarbeiter des Vereinsinstituts blicken zurück auf 130 publizierte Artikel in wissenschaftlichen und anwendungsorientierten Zeitschriften sowie auf nahezu 300 Präsentationen (Vorträge und Poster) auf nationalen und internationalen Konferenzen und Symposien. Ebenso wesentlich für die Sichtbarkeit und die Wirksamkeit der Forschungsanstrengungen des A.S.P. sind die aktiven Auftritte auf 45 Messen und Ausstellungen.

Nationale und internationale Kooperationen

Der A.S.P. versteht sich als gemeinnützige, industrienahe, externe Forschungseinrichtung, d. h. als wissenschaftlicher Partner für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), insbesondere für solche ohne eigene Forschungskapazitäten. In abgeschlossenen bzw. laufenden Forschungs- und Transferprojekten kooperiert der Verein mit mehr als 150 Unternehmen unterschiedlicher Wirtschaftszweige. Er arbeitet darüber hinaus tatkräftig in mehreren Verbänden mit und koordiniert selbst mehrere wissenschaftlich bzw. wirtschaftlich ausgerichtete Netzwerke. Der A.S.P. ist zudem Partner für zahlreiche Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen des Auslandes. Diese aktive internationale Zusammenarbeit des Vereins beinhaltet drei Bereiche: die Koordination von mehreren internationalen Hochschulpartnerschaften der HU Berlin, die unmittelbare Zusammenarbeit mit europäischen und außereuropäischen Partnern im Rahmen gemeinsamer Forschungsprojekte sowie die Vernetzung innerhalb des Europäisch-Lateinamerikanischen Zentrums für Logistik und ökologische Projekte (CELALE), dessen Koordination dem A.S.P. obliegt.


Berlin, Januar 2012